Chartanalyse: In 9 einfachen Schritten zum Profi Trader
Die Technische Analyse…
…verlässt sich nur auf den Chart. Daher auch Chartanalyse genannt. Der „Chartist“ geht davon aus, dass alle verfügbaren Informationen bereits im Chart eingepreist sind. Dann sucht er nach bestimmten sicher wiederholdenden Muster und Formationen. Das Auge muss entsprechend geschult sein/werden. Er ist eher Künstler als Wissenschaftler. Als Hilfsmittel stehen Indikatoren und gleitende Durchschnitte zur Verfügung. Man kann durchaus beide Stile kombinieren. Ich werde hier allerdings nur auf die Chartanalyse eingehen. Geschäftsberichte und Nachrichten können lügen, aber der Preis nicht.
Der Markt hat immer Recht – alte Börsenweisheit
Technischer Teil
Was ist ein Chart?
Chartlesen ist eine Wissenschaft, die vergeblich sucht, was Wissen schafft – André Kostolany Ich habe bewusst dieses kritische Zitat zur Aflockerung gewählt. Wie oben schon angesprochen, sehe ich die Charttechnik nicht als Wissenschaft, sondern als Kunst.
Der Chart stellt die Kurse über einen bestimmten Zeitabschnitt dar. Die am häufigsten genutze Darstellung ist der Candlestick, da er die meisten Informationen auf einen Blick liefert: Eröffnungskurs, Tief, Hoch und Schlusskurs. Der Candle ist grün, weil der Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs liegt. Bei niedrigerem Schlusskurs wäre die Kerze rot.

1 Kerze entspricht einem Tag. Man sagt die Periode is der Tag oder auch „daily“. Es gibt auch Wochenchart (1 Candle = 1 Woche), Stundenchart (1 Candle = 1 Stunde) und kleinere Perioden.
Je höher die Zeitperiode, desto aussagekräftiger. Für Swingtrading reichen weekly und daily Chart. Als nächstes stellt man den Trend fest.

Was ist ein Trend?
Was sind gleitende Durchschnitte?

Gleitende Durchschnitte zeigen einen Durchschnittskurs an, der aus den letzten x Tage berechnet wird. Dieser Wert wird im Chart zusätzlich zu den Kursen aufgetragen. Die Durchschnitte entfernen sich in der Regel nie weit von den Kursen. Die Aktie „gleitet“ sozusagen auf den Durchschnitten. Gleitende Durchschnitte sind also Wiederstände bzw. Unterstützungen.
Der EUR gegen den USD befindet sich seit Mai 2104 stets unter dem EMA (9) im weekly. Das ist der exponentiell gleitende Durchschnitt berechnet aus den letzten 9 Wochen. Diese Periode wird häufig benutzt um den Trend anzuzeigen. Die Pfeile zeigen die Berührungen, wo der EMA (9) (lila) zum Widerstand wird. Oben bei AAPL sieht man wie die Aktie im Aufwärtstrend den EMA (9) (gelb) im daily respektiert und dieser als Unterstützung dient.
Was sind Widerstände bzw. Unterstützungen?


Grundsätzlich werden Widerstände zu Unterstützungen und umgekehrt. Unterstützungen und Wiederstände können nicht nur fixe Kursniveaus sein, sondern auch gleitende Durchschnitte, wie man Bei AAPL und EUR.USD gesehen hat.
Hier sieht man schön wie und dass Charttechnik funktioniert: Bei KMX hat sich Ende Dezember bei ca. 68,5 ein Widerstand gebildet von dem die Aktie abprallte. Auch der 2. Anlauf im Februar ist gescheitert. Bei SLXP wirkt der Trendkanal unten als Unterstützung und oben als Widerstand. Sobald dieser nach oben durchbrochen wird, wird der Widerstand zur Unterstützung
Was ist ein Setup?
Breakout



Ausbruch aus Dreiecksformation
Ähnlich dem „Breakout“ – nur bildet sich hier eine schräge Widerstandslinie, welche mit einer Unterstützungslinie ein Dreieck ergibt.
Der Widerstand in ALK ist nur schwierig zu erkennen und durch einen „Fehlausbruch“ versteckt. Aber wenn man den Trade richtig erwischt winkt ein hohes CRV.
Wieder ist schön zu sehen, wie die Aktie am EMA (9) entlangleitet. Man könnte den STP entsprechend nachziehen und zB verkaufen wenn der Schlusskurs darunterliegt.

9/20er Bounce

Damit ist ein Bounce vom gleitenden Durchschnitt EMA (9) oder EMA (20) gemeint. Eine bullische Aktie mit Momentum hält sich immer über den gleitenden Durchschnitten und kommt nur kurz nach unten „um Luft“ zu holen. Dies wäre ein idealer Einstieg um den nächsten Schwung nach oben mitzunehmen. Solange der Schlusskurs über den Durchschnitten ist, ist alles OK.
Am Besten ist es wenn mehrere Kriterien auf 1 Setup zutreffen. In UNH haben wir zB „Ausbruch aus Dreieck“, „Bounce vom EMA (20)“, „Bounce von der Unterstützung“ und einen „Hammer“.
Hier sieht man auch, dass der Trade etwas Zeit braucht um sich zu entwickeln. Manchmal ist es besser den Stop stur drin zu behalten und nicht zu früh nach-zuziehen.
Risk- & Moneymanagement
Das Risk & Moneymanagement ist essentiell, wenn du im Markt durchhalten willst. Ein schlechtes Risk & Moneymanegement kann dir die beste technische Analyse zunichte machen.
Wie hoch ist mein Gewinn?
Vielmehr sollte die Frage sein „Wieviel Verlust kann ich verkraften?“ Zum Setup gehört auch der Ausstieg, falls der Trade nicht in die gewünschte Richtung läuft. Dabei realisieren wir zwar schnell einen Verlust, aber halten ihn dadurch minimal und haben das Kapital für gewinnbringende Trades zur Verfügung. Regel Nr. 1: Verliere nie Geld – Warren Buffett Kein Trader schafft 100% Trefferquote (das sind die Aktien die Gewinn bringen). Du musst nur zusehen, dass du mit den Gewinnern mehr gewinnst, als mit den Verlierern verlierst.
Risiko
Das Risiko ist der Betrag, den du bereit bist pro Trade zu verlieren. Also die Kursdifferenz zwischen Einstiegs- und Ausstiegspunkt. Du solltest dafür einen fixen Betrag wählen, bei dem du noch in Ruhe schlafen kannst, falls du verlierst (und das wirst du). Grundsätzlich sollte das eingesetzte Kapital nie geborgt sein oder kurzfristig (für Lebenskosten) gebraucht werden. Aus dem eingegangenen Risikobetrag ergibt sich die Stückzahl der Aktien. Du nimmst den Betrag (zB 100 €) und dividierst diesen mit der Kursdifferenz (zB 1 €) und erhältst so deine Stückzahl von 100, in diesem Fall. An der Börse kann man 1.000 % gewinnen, aber nur 100 % verlieren – Markus M. Ronner
Wieviel Kapital brauche ich?
Das Risiko sollte ca. 1 % (oder weniger) vom Gesamtkapital betragen (so kann man theoretisch 100 Verlusttrades machen). Weiters sollten die Gebühren 10 % (oder weniger) vom Risiko betragen. Also: Gebühren pro Trade = 5 €. Für den Kauf UND Verkauf ergeben sich also 10 €. Daher nehmen wir als Risiko 100 €. Und das Gesamtkapital sollte somit min. 10.000 € betragen. Bei höheren Gebühren oder Risiko dementsprechend mehr. Darunter sollte man nicht Traden und eine andere Strategie wählen, bis man genügend Kapital besitzt.
Was macht einen guten Trader aus?
Auf jeden Fall Erfahrung. Die bekommt man, wenn man die Geduld und Disziplin hat, seiner Strategie zu treu zu bleiben. Weiters sollte man nicht beeinflussbar sein. Man sollte nicht seine Meinung traden, sondern nur den Markt. Man muss „open-minded“ und flexibel sein. Damit möchte ich den Einsteiger-Guide mit einem (wieder) kritischen Zitat beenden. Wer’s kann handelt an der Börse, wer’s nicht kann berät andere – André Kostolany
P.S: Ich handle an der Börse 😉